Historisches

Aus über 100 Metern Tiefe hochgepumpt und durch kilometerlange Leitungen befördert, steht uns heute Trinkwasser in genügender Menge und mit ausreichendem Druck jederzeit zur Verfügung.Wasser ist so selbstverständlich und billig geworden, dass wir seine wunderbare Eigenschaft als Geschenk der Natur kaum mehr erleben und begreifen.

Nachfolgend möchten wir Ihnen die Geschichte des Wasserzweckverbandes aufzeigen, einige Informationen über unser Trinkwasser vermitteln und den Blick auf den Kreislauf der Natur lenken, der uns immer wieder reines Wasser schenkt – sofern wir die Natur als Mitwelt achten und nicht als bloße Umwelt missbrauchen.

Ein Teil der Texte stammt aus unserer Festschrift anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im Jahr 2000.

Geschichte und Wissenswertes über den Wasserzweckverband

„Das Wasser kommt!“

Mit freudiger Spannung erwarteten die Menschen rund um den Reisberg im Herbst 1952 das Wasser aus der Leitung. Am Samstag, den 4. Oktober 1952, war es dann so weit: Das erste Wasser floss vom Brunnen zwischen Böhmfeld und Hofstetten hinauf nach Böhmfeld, einige Tage später dann nach Hofstetten, Hitzhofen, Oberzell und Lippertshofen. Die Eichstätter Volkszeitung vom 6. Oktober 1952 schrieb zu Recht von einem „Freudentag“. Der Lippertshofener Schulleiter Johann Kölbl berichtet in seinem Jahresrückblick davon, dass noch Ende 1952 in allen Anwesen „von dem großen Segen des fließenden Wassers“ Gebrauch gemacht werden konnte.

Der Pfarrer von Hofstetten Josef Pfaller beurteilt in seinen Aufzeichnungen die zentrale Wasserversorgung so: „Was wird das für eine Wohltat für die Gemeinde bedeuten! Spätere Generationen werden diese Tat gar nicht mehr zu würdigen wissen, da sie nicht wissen, wie schwierig für einen Teil des Dorfes die Wasserbeschaffung war in regenarmen Jahren. Doch wir haben es in den Dürrejahren 1948 und 1950 zur Genüge gesehen.“

Heute drehen wir den Wasserhahn auf und empfinden es als pure Selbstverständlichkeit, dass Trinkwasser aus der Leitung fließt. Damals konnten viele es gar nicht fassen, dass ein vorher so knappes Gut plötzlich im Überfluss zur Verfügung stand. Um diesen zivilisatorischen Fortschritt beurteilen zu können, blicken wir auf die Lebensverhältnisse in den Dörfern vor dem Bau der zentralen Wasserversorgung zurück.

Wasserarmut in den Bauerndörfern

Die Dörfer rings um den Reisberg waren kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch reine Bauerndörfer, wie sie Pfarrer Franz Federl am Beispiel von Böhmfeld beschreibt:

„Böhmfeld war um 1940 noch ein reines Bauerndorf. In 90 Wohnhäusern lebten rund 600 Einwohner, überwiegend Bauern. Da waren 4 größere Bauern mit je 30 bis 40 ha Feld und 4 Pferden, 20 Bauern mit ca. 20 ha Feld und 2 Pferden, 20 Landwirte mit 2 Ochsen und 10 ha, 35 Kleinlandwirte mit ungefähr 5 ha und 2 Kühen als Gespann. Die kleinen Landwirte waren immer auf der Suche nach Nebenverdiensten durch Gelegenheitsarbeiten, die aber schwer zu finden waren.

Neben den eigentlichen Landwirten hatte das Dorf auch die dazugehörigen ländlichen Dienstleistungsbereiche: 2 Wagner, 2 Schmiede, 1 Sattler, 1 Schreiner, 1 Schlosser, 3 Schuster, 1 Schneidermeister, 2 Näherinnen, 2 Krämer, 3 Maurer, 2 Zimmerer, 3 Wirtshäuser, 1 Metzger (für die Hausschlachtungen bei den Bauern), 1 Bader („Approbierter Bader“, der auch Zähne zog, Wunden behandelte und Leichen beschaute) und 1 Wegmacher („Distrikt-Straßenmeister“, der das höchste und sicherste Einkommen hatte, 350 Reichsmark im Monat vom Bezirksamt, dem heutigen Landratsamt). Die meisten Handwerker bewirtschafteten zugleich einige Tagwerk Felder.“

Der Großteil der Bevölkerung führte ein einfaches bäuerliches Leben mit harter Arbeit, geringem Konsum und wenig Freizeit. Die schlichten Jurahäuser waren aus den Bruchsteinen der Umgebung errichtet. Das Wasser wurde aus privaten Einzelbrunnen entnommen. Es gab weder eine Kanalisation noch eine Müllabfuhr. Ein Teil des Abwassers versickerte ständig über undichte Mist- und Jauchegruben in den Untergrund.

Glücklich konnte sich schätzen, wer auf seinem Hof einen Einzelbrunnen besaß, aus dem genügend Wasser für Mensch und Tier geschöpft werden konnte. Nicht alle besaßen solche kostbaren Hausbrunnen. Als beispielsweise die ersten Heimatvertriebenen nach dem Kriege die Häuser am westlichen Ortsrand von Böhmfeld errichteten, mussten sie das für das Mörtelmischen notwendige Wasser von der „Schwemm“ in der Dorfmitte herbeischaffen. Dort gab es drei Brunnen, die im Volksmund die „Ölbrunnen“ genannt wurden, weil das Wasser so rar war wie Öl oder weil es manchmal so schmutzig war, denn die Brunnen kamen Tag und Nacht nicht zur Ruhe. Wer keinen Hausbrunnen besaß, musste sich viel Zeit nehmen für das Wasserholen an der Schwemm.

 Von der „Schwemm“ floss das Wasser in einer Holzleitung die abschüssige Schelldorfer Straße hinunter und versorgte die angrenzenden Höfe. Diese Holzleitung wurde 1989 bei der Erneuerung des Ortskanals entdeckt und geborgen.

In Lippertshofen gab es, wohl als Löschweiher gedacht, die „Wimmerlacha“ und die „Stuberlacha“ (Stuber, später Iberle-Wirt). In der Kollergasse befand sich ein gemeindeeigener Schöpfbrunnen (nach Andreas Staudacher).

Die hygienischen Missstände der Wasserversorgung aus den privaten Hausbrunnen waren nicht erst 1950 offensichtlich geworden.

Bereits 1925 hatte der Amtsarzt die Wasserverhältnisse in Hofstetten beanstandet und den Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage angeregt. Diese Anlage sollte ursprünglich Hofstetten allein versorgen; bald jedoch tauchte der Gedanke auf, Böhmfeld und Hofstetten zusammen zu versorgen. Im Jahre 1928 fertigte das Landesamt für Wasserversorgung den Entwurf einer gemeinsamen Wasserversorgungsanlage für Böhmfeld und Hofstetten. Die beiden Gemeinden lehnten jedoch die Ausführung ab mit der Begründung, dass sie die finanziellen Lasten nicht tragen können.

Damals wurde auch der Anschluss der Gemeinde Hofstetten an die Denkendorfer Wasserversorgungsgruppe erörtert. Die Verhandlungen darüber scheiterten allerdings völlig, als die Bauern von Hofstetten 1929 durch Hagel schwer geschädigt wurden und eine weitere Belastung durch den Wasserleitungsbau nicht eingehen wollten.

Im Jahre 1934 rührte sich das Landesamt für Wasserversorgung wiederum. Diesmal regte es eine Gruppenwasserversorgung für Hofstetten, Böhmfeld und Lippertshofen an. Die Kosten einer solchen Anlage waren damals mit 185.600 Reichsmark veranschlagt. Aus dem Feuerlöschfond und von der Arbeitsverwaltung wären Zuschüsse zu erhalten gewesen. Die Brandversicherungskammer wollte ein Darlehen geben. Die Eigenleistung der drei Gemeinden zusammen war mit 73.000 Reichsmark im Finanzierungsplan eingesetzt. Nach vielem Hin und Her tauchte dann der Gedanke auf, auch Hitzhofen und Oberzell in die Gruppenwasserversorgung einzubeziehen, wodurch Mehrkosten von 32.000 Reichsmark errechnet wurden. Das Gesamtprojekt, so wie es in den Jahren 1951 bis 1953 dann wirklich erstellt worden ist, wäre also in den Jahren 1934/35 auf rund 220.000 Reichsmark gekommen.

Die Gemeinden zögerten jedoch damals. Mit Ausnahme des Bürgermeisters von Hofstetten waren alle Bürgermeister dagegen. 1939 wandte sich das Landesamt für Wasserversorgung erneut an das Bezirksamt (das heutige Landratsamt) und drängte auf Abhilfe der völlig unzulänglichen Wasserverhältnisse in unserem Gebiet. Die Gemeinden lehnten erneut aus finanziellen Gründen ab. Im Jahre 1941 wurde das Projekt dann wegen des Krieges zurückgestellt.

1948 wandte sich das Landesamt für Wasserversorgung abermals an das Landratsamt und ersuchte um Wiederaufnahme der Verhandlungen. Diese schleppten sich dahin, bis der Plan eines Böhmfelder Landwirtes unabsichtlich den entscheidenden Anstoß gab.

 

„Alle sollen Wasser haben!“

Der Böhmfelder Landwirt Anton Bauer (Mojerbauer), Hauptstraße 4, wollte eine Wasserleitung vom Quellschacht bei Bayer in der Ortsmitte zu seinem etwa 100 Meter entfernten Hof legen, um seine Tiere sicher mit Wasser versorgen zu können. An dem Projekt wollte sich auch die damalige Försterei (Schambacher Straße 8) beteiligen.

Am 10. Mai 1949 reichte Anton Bauer seinen Plan beim Landratsamt Eichstätt ein. Das Wasserwirtschaftsamt erklärte als Fachbehörde dazu jedoch unmissverständlich: „Versucht nicht derart unzureichende Lösungen! Baut eine richtige Gruppenwasserversorgung, von der alle etwas haben!“

Deshalb forderte das Landratsamt Eichstätt die Gemeinden zu einer Stellungnahme über eine Gruppenwasserversorgung auf. Angesichts der offensichtlichen Missstände der Wasserversorgung aus den privaten Hausbrunnen war niemand grundsätzlich dagegen, aber die Gemeinde Böhmfeld brachte vor, dass ihr das Geld fehle, um solch ein Projekt in Angriff nehmen zu können. Der Landrat vermittelte, das Gesundheitsamt schaltete sich ein, die Heimatvertriebenen von Böhmfeld wollten die Durchführung des Baus. Fast schien das Hin und Her erneut im Sande zu verlaufen. Kurzfristig tauchte auch der Plan auf, eine Quelle im Schambachtal zu fassen und von dort das Wasser heranzuführen. Der Plan wurde aber nicht weiter verfolgt, als sich herausstellte, dass dadurch die Mühlen zu wenig Wasser für ihre Triebwerke erhalten würden.

Die Gemeinden stimmen zu

Am 25. Januar 1950 fand in Böhmfeld eine Gemeindeversammlung statt, auf der sich alle Anwesenden für den Bau der Gruppenwasserversorgung und die Bildung eines Zweckverbandes aussprachen. Am 28. Januar wurde in Gemeindeversammlungen in Hofstetten und Lippertshofen das Projekt ebenfalls einstimmig angenommen. In Hitzhofen dagegen waren am 31. Januar 9 dafür und 25 dagegen. Die Neinsager begründeten ihre Ablehnung mit dem fehlenden Gemeindebesitz. In Oberzell waren am 2. Februar 22 dafür und 11 aus finanziellen Erwägungen dagegen. Bei einer erneuten Gemeindeversammlung am 16. Februar in Hitzhofen stimmten dann alle bis auf einen für die Ausführung der Gruppenwasserversorgung und für den Zweckverband.

Solange der Zweckverband noch nicht wirksam war, wurde die Gemeinde Böhmfeld zur Vertretung ermächtigt. Für das Landesamt für Wasserversorgung übernahm Dipl. Ing. Theilig die Bauoberleitung.

 

Wasser aus 91 Metern Tiefe

Zunächst musste man einen geeigneten Standort für einen ausreichend ergiebigen Brunnen finden. Auf Anraten des Landesamtes für Wasserversorgung entschied man sich für die Talmulde zwischen Böhmfeld und Hofstetten direkt neben der damaligen Gemeindeverbindungsstraße.

Mit der Bohrung für den Tiefbrunnen wurde am 24. August 1950 durch eine Firma aus Ludwigshafen begonnen. Das Landesamt hoffte, in 60 Metern Tiefe auf Wasser zu stoßen, die Kosten der Bohrung wurden mit 16.000,00 DM veranschlagt. Bei 60 Metern förderte ein Pumpversuch jedoch nur 2 ½ Liter Wasser je Sekunde an die Oberfläche. Das war zu dürftig. Der Meißel wurde tiefer getrieben.

Am 3. August 1951 förderte ein erneuter Pumpversuch in 91 Metern Tiefe Wasser in genügender Menge, nämlich 15 Liter je Sekunde. Das war ein sehr günstiges Ergebnis, und auch bei Dauerbetrieb sank der Oberflächenspiegel des Brunnens kaum ab. Durch die größere Tiefe hatten sich die Kosten für die Bohrung mehr als verdoppelt, aber die gewünschte Ergiebigkeit des Brunnens war zweifelsfrei nachgewiesen.

Heinrich Schneider (zweiter von links) aus Ludwigshafen am Rhein, gelernter Maschinenschlosser und Kriegsheimkehrer, kam im Sommer 1950 mit der Ludwigshafener Brunnenbohrfirma Brechtel nach Böhmfeld. Hier erlebte er als Brunnenbohrer seine erste Felsbohrung. Er kann sich an viele Einzelheiten noch genau erinnern. Gebohrt haben 4 Leute: Franz-Xaver Gloßner, Paul Maschka, Hugo Schneider und Ernst Seemann. Bohrmeister war Hans Dornik. Die Arbeitslöhne betrugen für den Bohrhelfer 78 Pfennige je Stunde und für die gelernten Brunnenbohrer 1,05 DM. Dazu kam für die Auswärtigen und den Bohrmeister ein Wegegeld von 3,00 DM pro Tag. Die Bohrung für den Brunnen dauerte fast 1 Jahr.

Baugeräte und Maschinen der Bohrfirma Brechtel holte Metzgermeister Michael Pauleser mit dem Traktor am Bahnhof in Gaimersheim ab. Äußerst schwierig und zeitraubend sei die Bohrung im Dolomitgestein mit fast senkrecht verworfenen Erdschichten gewesen, erinnert sich der „Wasserheiner“, wie Schneider genannt wurde. Von Montag bis Samstag habe man jeweils von 7 Uhr bis 19 Uhr gearbeitet. Auch im Winter habe es keine Pause gegeben. Wenn alles glatt lief, kam man pro Tag einen Meter tiefer.

An der Böschung gleich neben dem Bohrloch, wurde das Aushubmaterial abgelagert. War der Meißel beim Bohren stumpf geworden, wurde er in der Feldschmiede neben dem Bohrloch geschmiedet und gehärtet. Das Wasser zum Bohren und zum Nachhärten des reparierten Meißels holte man vom Böhmfelder Dorfbrunnen („Schwemm“).

Weil der Bohrmeißel an den Gesteinsschichten immer wieder abdriftete, musste bis in eine Tiefe von 40 Metern per Hand mit dem Pressluftbohrer nachgebessert werden. Dazu setzten sich die Bohrleute auf einen Holzklotz, der an Seilen befestigt war. Vorsichtig wurden sie mit diesem ungesicherten „Aufzug“ ins Bohrloch hinuntergelassen. Zwar habe, so berichtet Schneider, die Atemluft auch in 40 Metern Tiefe gerade noch ausgereicht, aber ohne Mundschutz wäre man an dem feinen Staub erstickt.

Bis in 20 Metern Tiefe wurde verrohrt; dann kam reiner Fels, der das Verrohren überflüssig machte. Seiner Erinnerung nach floss bei 71 Metern noch nicht genügend Wasser. Erst in 91 Metern Tiefe sei es dann soweit gewesen: Pro Sekunde kamen 10 Liter Trinkwasser. 8 bis 10 Tage habe der Probelauf gedauert. Das Wasser sei vom Landratsamt Eichstätt untersucht und für in Ordnung befunden worden.

Als der Brunnen fertig gebohrt war, wurde im Saal der Gaststätte Ostermeier in Böhmfeld ein Wasserball gefeiert. Heinrich Schneider und Bürgermeister Johann Bauer organisierten die Veranstaltung für das ganze Dorf. Der Eintritt betrug pro Person 1,00 DM.

Nach seinem Ausscheiden bei der Firma Brechtel wechselte Heinrich Schneider zur Firma Audi nach Ingolstadt, wohnte bis 1988 mit seiner Familie in Böhmfeld und lebt seitdem als Pensionär in Ingolstadt.

Der erste Spatenstich

Am Dienstag, den 11. Dezember 1951, eröffnete Landrat Pappenberger mit dem ersten Spatenstich offiziell die Bauarbeiten für die Wasserversorgungsgruppe Böhmfeld. Es handelte sich um die Rohrleitung vom Brunnen zwischen Böhmfeld und Hofstetten hinauf nach Böhmfeld. Die Firmen Ganser (Hitzhofen) und Werler (Kipfenberg) begannen die Arbeiten mit 15 Notstandsarbeitern. Der Landrat sagte damals, dass der 11. Dezember für die Gemeinden um den Reisberg ein denkwürdiger Tag sei, weil an ihm nach vielen Planungen und vergeblichen Versuchen das große Projekt der Wasserversorgung in Angriff genommen werden konnte. Die Frauen, die bisher das Wasser hätten schleppen müssen, würden das besonders dankbar empfinden.

Gründung eines Zweckverbandes

Nachdem die wesentlichen Vorarbeiten durch das Landratsamt Eichstätt geleistet worden waren, gründeten die Beteiligten Ende 1951 einen Zweckverband. Die Gemeinderäte der 5 Gemeinden Böhmfeld, Hitzhofen, Hofstetten, Lippertshofen und Oberzell sowie der Kreistag des Landkreises Eichstätt stimmten der entsprechenden Satzung zu. Am 19. Dezember 1951 wurde der Zweckverband durch die Regierung von Oberbayern offiziell gebildet als Körperschaft des öffentlichen Rechts mit der Aufgabe der Errichtung und des Betriebs einer gemeinnützigen Wasserversorgung.

 

Harte Knochenarbeit für 62 Pfennige

Franz Meyer aus Hitzhofen war als Rohrverleger dabei, als vor 50 Jahren die Rohrgräben ausgehoben, die Leitungsrohre verlegt und die Gräben wieder eingefüllt wurden. Mitgearbeitet hat er auch beim Herstellen der Hausanschlüsse. Er erinnert sich an die Bauarbeiten noch so genau, als wären sie erst voriges Jahr durchgeführt worden.

Einer von rund 100 „Notstandsarbeitern“ (Arbeitslose aus den umliegenden Ortschaften und Kriegsflüchtlinge aus dem Osten Deutschlands) sei er gewesen, erzählt Zeitzeuge Meyer. Das Arbeitsamt in Eichstätt habe sie damals ausgewählt und ihnen ihre Arbeitsplätze beim Wasserzweckverband zugewiesen. Es waren Männer zwischen 25 und 60 Jahren; gesund, kräftig und ausdauernd mussten sie sein und schnell arbeiten können.

Ihre Werkzeuge waren die bloßen Hände, Pickel, Spaten und Schaufeln. Wo der Untergrund wie auf dem Gelände des Hochbehälters am Reisberg nur noch aus Kalksteinfelsen bestand, kamen Pressluftbohrer zum Einsatz. Von einem Bagger hätten sie angesichts der kilometerlangen, anderthalb Meter tiefen Gräben im steinigen Boden und der 6 bis 7 Meter tiefen Braugrube für den Trinkwasserhochbehälter nur träumen können. Lediglich die Tiefbaufirma Kunz & Co. aus München habe einen Lanz-Schlepper im Einsatz gehabt.

Franz Meyer berichtet weiter, dass vor allem die Jüngeren von 25 bis 50 Jahren die schwere Grabarbeit verrichten mussten. Über Sicherheit am Arbeitsplatz machte sich keiner Gedanken: Es gab keine Schutzhandschuhe, keine Helme, keinen Atemschutz gegen die Staubwolken und die Abgase der Kompressoren, keinen Gehörschutz gegen den höllischen Lärm beim Felsenzertrümmern und auch keine Spundwände. Franz Meyer wundert sich noch heute: „Passiert ist nichts. Auch nicht in der 7 Meter tiefen Hochbehälterbaugrube, wo mächtige Kalksteinfelsen zertrümmert, Steinbrocken für Steinbrocken mit den Händen über 3 Etagen nach oben befördert oder in Förderwagen (Hunde) geladen werden mussten.“

Fritz Dausch aus Böhmfeld bediente die Seilwinde, zog die mit Kalksteinen vollgepackten Hunde auf einem Rollgleis noch oben, entlud sie und ließ sie wieder hinab. Anschließend lagerte er die aus der Tiefe herausgebrochenen Steine sorgfältig am Baugrubenrand. Ein Jahr lang wurde so in und an der Erdbehälterbaugrube gearbeitet. Böhmfelder Hausbauer holten sich die Kalkbruchsteine gerne als Baumaterial.

Niemand liebte diese enorme Knochenarbeit („Manchmal war’s fast die Hölle!“). Aber alle waren froh, dass sie Arbeit hatten und Geld verdienen konnten: Die Rohrverleger bekamen beispielsweise 62 Pfennige pro Stunde. Nur wenige leisteten sich ein Mittagessen für 1,00 DM oder ein Schmalzbrot für 50 Pfennige in einer Gaststätte. Die meisten brachten ihr Essen von zu Hause mit.

Von Montag bis Samstag verließen sie im Morgengrauen ihre Häuser oder Wohnunterkünfte in den Nachbarortschaften und marschierten zu Fuß oder radelten zur jeweiligen Baustelle. Da die örtlichen Arbeitslosen nicht ausreichten, brachten täglich zwei Busse der Firma Paril Arbeiter aus dem Gemeindebereich Kipfenberg nach Böhmfeld und Hitzhofen.

Pünktlich um 7.00 Uhr war Arbeitsbeginn – bei jedem Wetter. Kapo Zehetbauer teilte die Arbeit zu und beaufsichtigte sie. Jeder der annähernd 100 Arbeiter musste mit dem schlechten Nachkriegswerkzeug („die Schaufeln und Spaten verbogen sich schnell“) pro Tag 6 Meter Leitungsgraben ausheben. „Der Kapo lief den ganzen Tag die 600 Meter hin und her und schaute nach, ob jeder seine Arbeit richtig machte“, erinnert sich Franz Meyer. Streng und akkurat sei auch der Dipl. Ing. Theilig gewesen, der die Oberaufsicht innehatte. Für die Hausanschlüsse hatte jeder Arbeiter täglich einen Graben von 8 Metern Länge, 1 ½ Meter Tiefe und einen halben Meter Breite auszuheben. Die Anzahl der täglichen Arbeitsstunden richtete sich nach der Bodenbeschaffenheit, die sich als recht unterschiedlich herausstellte. So berichtete Schulleiter Kölbl, dass in Lippertshofen „im oberen Dorf“ hauptsächlich Sand und Lehm zum Vorschein kamen, während man vor allem beim Dorfausgang zur Eitensheimer Straße hin auf harte Felsmassen stieß, die einzeln mühsam herausgesprengt werden mussten.

Gefährliche Sprengung

Dazu passt auch die folgende Erzählung von Anton Zeller sen., der damals bei den Rohrgrabungsarbeiten in Lippertshofen mitarbeitete und später als Kassier für den Wasserzweckverband tätig war:

 „Bei der Verlegung der Rohrleitung in Lippertshofen stießen wir auf felsigen Untergrund. Ein Weiterarbeiten mit den herkömmlichen Arbeitsgeräten war nicht mehr möglich, so dass sich die Bauleitung an einen Sprengmeister in Gaimersheim wandte. Dieser dimensionierte die Sprengladung allerdings so stark, dass die gesprengten Felsteile mehrere Meter in die Höhe geschleudert wurden und beim Herabfallen die Dachziegel eines angrenzenden Rohbaus durchschlugen. Gottseidank lagerten im Rohbau noch übrige Dachziegel, so dass wir die beschädigten Ziegel sofort auswechseln konnten und der Bauherr unser Missgeschick gar nicht bemerkte.“

Rohrverlegung ohne Sandbett

Ebenso mühselig und kräfteraubend wie das Graben war das Rohrverlegen. 2000 Stahlgussrohre mit einer Länge von jeweils 6 Metern und einem Gewicht von je 6 Zentnern wurden unter Regie der Firma Gebrüder Abt aus Mindelheim weitgehend in Handarbeit unter die Erde gebracht. Diese Firma besaß einen amerikanischen Dodge-Zweiachser, der das Kleinmaterial, aber auch das Bier für die Arbeiter herbeischaffte.

Das Verlegen der riesigen Gussrohre bezeichnet Franz Meyer als einfach: Ein starkes Seil wurde durchgezogen, zwei kräftige Männer je einer an jeder Seite wuchteten die schweren Rohre in die Gräben, wo zwei Kollegen sie mit großen Hölzern und viel Geschick in die richtige Position bugsierten.

Jetzt waren die Druckprüfer an der Reihe, alle 100 Meter wurde auf der Riesenbaustelle geprüft. Auf ein Sandbett für die Rohre und auf das Einstampfen des Grabenverfüllmaterials verzichtete man – ein verhängnisvolles Versäumnis, wie sich 30 Jahre später zeigen sollte.

Das Einfüllen der Rohrgräben („die leichtere Arbeit“) war Aufgabe der 50- bis 60-jährigen.

Metzgermeister Pauleser als Herkules und Transporteur


Gestapelt waren die mächtigen Rohre am Ortsausgang von Hofstetten in Richtung Böhmfeld, auf dem heutigen Erdbeeracker von Landwirt Krieglmeyer. Die Formstücke lagerten am Ortsausgang von Hitzhofen in Richtung Hofstetten, und die Rohre für die Hausanschlüsse am Dorfplatz in Böhmfeld. Zum Verlegen in die jeweiligen Rohrgräben wurden sie mit einem Dreiachs-Kranwagen der Rohrverlegefirma transportiert. Als der einmal, voll beladen mit großen Gussrohren, auf seinem Weg von Hofstetten nach Böhmfeld im Morast stecken blieb, machte ihn Metzgermeister Michael Pauleser mit seinem Traktor wieder flott. (Dieser) Pauleser sei in jungen Jahren so kräftig gewesen, sagte Meyer, dass er ein 6 Meter langes schweres Gussrohr allein tragen konnte

Da es vor 50 Jahren noch keine Buslinie nach Ingolstadt gab, habe Pauleser Ortsbewohner, die sich nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg machen wollten oder konnten, auf seinen Viehanhänger geladen und sie für 1,00 DM pro Person mit dem Traktor nach Ingolstadt gefahren. Es gab zur damaligen Zeit nur 3 Motorräder in Böhmfeld. Eines davon, eine Horex, besaß Bürgermeister Johann Bauer, der im Kotterhof seinen Wohn- und Amtssitz hatte.

Betteln um Hausanschluss

Sehnsüchtig hätten die Leute auf die Hausanschlüsse gewartet, geradezu gebettelt hätten sie darum, weiß Rohrverleger Meyer noch ganz genau. Deshalb habe man sich auch sehr beeilt und 3 bis 4 Hausanschlüsse pro Tag fertiggestellt. Die Bauern erhielten 5/4-Zoll-Rohre, die übrigen Bürger ¾-Zoll-Rohre. Wasseruhren gab es anfangs nicht. Man verwendete das Trinkwasser aus den neuen Leitungen ohnehin äußerst sparsam; ein Badezimmer oder eine Dusche gab es damals noch in keinem Haushalt. Als dann schließlich doch Wasseruhren da waren, ging es rund: Von früh 5 Uhr bis abends 21 Uhr wurden sie eingebaut.

Chlor im Rohr

Zum Schmunzeln regt uns heute der folgende kurze Zeitungsbericht von Schulleiter Kölbl aus dem Jahre 1953 an:

 „Lippertshofen (kö). Am Donnerstag wurde das Rohrnetz der Ringwasserleitung der Gruppe Böhmfeld verchlort. Diese Verchlorung war zugleich eine Desinfizierung, so dass Keime, die noch vom Bau herrühren konnten, vernichtet wurden. Durch die Verchlorung bekam das Wasser vorübergehend einen eigenartigen Geschmack, es war aber deswegen nicht ungenießbar. Nur das Vieh wollte das Wasser nicht recht annehmen.“

Kirchliche Weihe 

Am 19. Juli 1953 wurde die gesamte Anlage nach 93 Wochen Bauzeit in Betrieb genommen.

Am Samstag, den 25. Juli weihte der Böhmfelder Pfarrer Franz Federl die Anlage. Anschließend sprachen Landrat Pappenberger, Behördenvertreter und Bürgermeister Bauer von Böhmfeld Grußworte. Lieder des Kirchenchores und Gedichte der Kinder umrahmten die Feier.

Hohe Zuschüsse

Die Baukosten waren durch drei Lohnerhöhungen und durch die Verteuerung von Materialien von beantragten 790.000,00 DM über geschätzte 1.178.000,00 DM auf exakt 1.336.336,71 DM angestiegen. Die Finanzierung bereitete den Gemeinden keine allzu großen Sorgen, da der Staat angesichts der Dringlichkeit des Projektes sehr hohe Zuschüsse leistete und die werteschaffende Arbeitslosenfürsorge mit Zuschüssen und Darlehen hilfreich einsprang.

Die Anlage 1953

Die Wasserversorgungsanlage 1953 umfasste den 90 Meter tiefen Brunnen gleich neben der Gemeindeverbindungsstraße Böhmfeld/Hofstetten.

Aus dem Brunnen förderte eine Unterwasserpumpe das Wasser in den Saugbehälter zum Pumpenhaus. Von dort drückte eine Horizontalpumpe das Wasser zum Hochbehälter auf den Reisberg (750 Kubikmeter Fassungsvermögen) und direkt nach Böhmfeld. Eine zusätzliche Druckverstärkungspumpe brauchte im allgemeinen nur einzugreifen, wenn es in Böhmfeld brannte und der Wasserdruck vom nur wenige Meter höher liegenden Hochbehälter für die Feuerwehr nicht ausreichte.

Die Länge der Wasserleitungen betrug 14 Kilometer; die 398 Hausanschlüsse ergaben aneinandergereiht etwa 8 Kilometer Länge. Es standen 80 Oberflurhydranten zur Verfügung.

Die Anlage versorgte in den 5 Gemeinden insgesamt 1.789 Einwohner, dazu 1.956 Stück Großvieheinheiten (z.B. eine Kuh) und 1.540 Kleinvieh (z.B. Huhn) sowie 11 Gastwirtschaften, 3 Metzgereien, 4 Bäckereien und 5 Milchsammelstellen. Der Jahresverbrauch der insgesamt 397 Grundstücke wurde auf 80.000 Kubikmeter geschätzt.

Bald erfuhren die Menschen um den Reisberg auch die Kehrseite der Zivilisation. Die Wasserversorgungsanlage lieferte zwar Wasser im Überfluss ins Haus, aber dafür musste nun auch bezahlt werden: anfangs 41 Pfennige pro Kubikmeter.

Wer wird Wasserwart?


Im Sommer 1952 drängte Landrat Pappenberger, für die Wartung und Pflege der Wasserversorgungsanlage einen Wasserwart anzustellen. Er sollte bereits beim Bau mitarbeiten, um die Anlage gründlich kennen zu lernen.

Auf die öffentliche Stellenausschreibung gingen 15 Bewerbungen ein; angesichts der Nachkriegsarbeitslosigkeit war der Posten eines Wasserwartes sehr begehrt. Dipl. Ing. Theilig vom Landesamt für Wasserversorgung prüfte die grundsätzliche Eignung der Bewerber, so dass 4 Bewerber aus Böhmfeld und Hofstetten in die engere Wahl kamen. Der listige Landrat traf die Auswahl nicht selbst, sondern verpflichtete die Gemeinderäte von Hofstetten und Böhmfeld zu einer gemeinsamen Sitzung mit dem Ziel, einen einzigen Bewerber dem Wasserzweckverband vorzuschlagen.

Bei der Verbandssitzung am 27.01.1953 im Herzogbräu in Eichstätt wurde Johann Leichs aus Hofstetten (Foto) als Wasserwart angestellt. Er blieb es bis 1980. Leichs war bekannt für seine Zuverlässigkeit und seinen Humor. Am 24.02.1989 starb er beim Palmkatzl-schneiden – ganz in der Nähe des Wasserhauses.

Von 1980 bis 1994 war Anton Zeller aus Böhmfeld Wasserwart.

Seit 1994 ist Georg Lindner nun schon beim Zweckverband tätig. Als Wassermeister kümmert er sich um den technischen Bereich im Zweckverband. Unterstützt wird er seit November 2020 von Wasserwart Fabian Weiß.

Zuverlässige Helfer

Bei verschiedenen Arbeiten ist der Wasserwart auf einen Mitarbeiter angewiesen, z.B. bei Reparaturarbeiten im Rohrgraben.

Zuverlässiger Helfer des Wasserwartes Johann Leichs war über viele Jahre Michael Schödl aus Böhmfeld. Leichs und Schödl waren ein eingespieltes Team, das sich ohne viele Worte verstand. Michael Schödl betrieb in Böhmfeld eine kleine Landwirtschaft, verdiente als Waldarbeiter und als Hilfsarbeiter beim Wasserzweckverband etwas hinzu. 1900 geboren war er bis ins hohe Alter von 80 Jahren für den Wasserzweckverband aktiv. Er starb 1994.

Ein unverkennbares Original im Dienste des Wasserzweckverbandes war Pius Fleischmann aus Hitzhofen. Ebenso wie Schödl war „der Pius“ für Arbeiten aller Art und zu jeder Zeit einsatzbereit. Er bereicherte das Leben im Wasserzweckverband durch seinen bekannten trockenen Humor. Pius Fleischmann war für den Verband von 1966 bis 1996 tätig.

Wenn Not am Mann war, konnte sich der Verband lange Zeit auf den Schmied von Hitzhofen Georg Lindner sen. verlassen. Er war von 1966 bis 1990 Mitglied im Verbandsrat und von 1981 bis 1994 stellvertretender Wasserwart. 

Josef Dieling jun. war stellvertretender Wasserwart von 1994 – 1998.

Der Alltag kehrt ein

Nach der Gründungsphase 1950 – 1954 hatte der junge Verband der 5 Reisberggemeinden Zeit, sich im Alltag zu bewähren und die Betriebsabläufe zu ordnen:

Gebühren und Beiträge festsetzen und einheben, Haushaltspläne aufstellen und vollziehen, Wasser-zähler ablesen, Löhne und Gehälter anpassen, kleine Arbeitsgeräte anschaffen, die Vertretung des Wasserwartes regeln u.a.m.

Vom Bauerndorf zum Wohndorf

Nachdem in den 50er Jahren vor allem die Flüchtlinge und Vertriebenen gebaut hatten, kam es ab Mitte der 60er Jahre zur systematischen Erschließung neuer Baugebiete im Verbandsgebiet durch die Gemeinden. Die folgende Übersicht verdeutlicht das Bevölkerungswachstum der damaligen Zeit.

Einwohner 1950 1960 1970 1983
Böhmfeld 661 687 823 1018
Hitzhofen 499 501 561 1109
Hofstetten 603 523 551 709
Lippertshofen 296 237 394 937
Oberzell 222 246 328 zu Hitzhofen gehörend
Insgesamt 2281 2194 2657 3772

Anpassung

Die steigenden Bevölkerungszahlen, damit verbunden die flächenhafte Ausweitung der Ortsnetze und der rapid zunehmende Wasserverbrauch führten in den 70er Jahren zwangsläufig zu der Notwendigkeit, die Wassergewinnung und Förderung den gestiegenen Bedürfnissen anzupassen. 1976 erfolgte deshalb der Neubau eines Druckerhöhungspumpwerks für Böhmfeld mit Verlegung einer neuen Zuleitung vom Erdbehälter aus und 1978 die Abteufung eines zweiten Brunnens mit einer Tiefe von 126 Metern zur Förderung von maximal 25 Liter pro Sekunde direkt in den Erdbehälter am Reisberg.

Erste Anzeichen

 „Bei der Abrechnung des Wasserverbrauches im 1. Halbjahr 1971 wurde ein erheblicher Wasserverlust festgestellt. Über die Wasserzähler wurden 45.888 m³ gemessen, gepumpt wurden 85.450 m³, demnach Verlust 39.562 m³.“

Das Sitzungsprotokoll vom 10. Juli 1971 lässt aufhorchen: Wie ist der enorm hohe Wasserverlust nach nicht einmal 20 Jahren zu erklären?

Die Rohre waren anfangs der 50er Jahre direkt auf dem oft steinigen Untergrund des Rohrgrabens verlegt und mit dem Aushubmaterial wieder bedeckt worden. Die heute übliche schützende Ummantelung der Rohre mit Sand fehlte. Die Gussleitungen waren deshalb den zunehmenden Belastungen durch den anwachsenden Verkehr auf den Straßen schutzlos ausgesetzt, was immer öfter zu Rohrbrüchen führte. Die Folge davon war ein sehr hoher Wasserverlust, auch verursacht durch Undichtigkeiten bei den Armaturen, Muffen- und Flanschverbindungen. Die Leitungen waren auch aufgrund der teils aggressiven Bodenverhältnisse starker Korrosion ausgesetzt. Einige Jahre konnte man das Problem der großen Wasserverluste noch vor sich herschieben. Als die Verluste aber anfangs der 80er Jahre weiter anstiegen, musste man handeln.

Zu belegen sind die hohen Wasserverluste durch einen Vergleich der geförderten und der verkauften Wassermengen:

Jahr geförderte Wassermenge verkaufte Wassermenge Wasserverlust in Prozent
1980 294.555 m³ 153.510 m³ 141.045 m³ 48
1981 318.960 m³ 162.957 m³ 156.003 m³ 49
1982 312.064 m³ 175.416 m³ 136.648 m³ 44

Das Wasserwirtschaftsamt drängt

Im Jahre 1982 bat der Verband das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt um Überprüfung der Gesamtanlage.

Das fachliche Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt vom März 1983 war eindeutig: „Der Hochbehälter ist mit einem Inhalt von 750 m³ zu klein. Ohne Erweiterung ist nur eine unwirtschaftliche Betriebsweise möglich. Es sollte daher eine Sanierungsplanung des Hochbehälters in Auftrag gegeben werden.“

Weiter stellten die Fachleute fest, dass die Leitung vom Hochbehälter nach Lippertshofen nicht leistungsfähig genug ist: „Der erforderliche Brandschutz ist nicht gewährleistet.“ Abschließend fordert das Wasserwirtschaftsamt „eine Sanierungsplanung über ein Ingenieurbüro auszuarbeiten.“

Nun ging alles schnell voran. Der Verbandsrat beschloss bereits im Juni 1983, folgende Maßnahmen durchzuführen:

  • 1984 Bestandserfassung
  • 1984 Neubau Erdbehälter
  • 1985  Zubringerleitung Erdbehälter – Lippertshofen
  • 1986/87 Sanierung von Rohrnetzen

 

Das mit der Planung und Bauleitung beauftragte Ingenieurbüro Riedrich (Feucht) schätzte die Kosten dieser geplanten Maßnahmen auf 3,3 Millionen DM.

Am 16. Juli 1984 erhielt die Fa. Anton Schiebel aus Gaimersheim den Auftrag zum Neubau des Erdbehälters. Die Sanierung der Wasserversorgungsanlage hatte begonnen.

 

 Phase der Erneuerung 1984 – 1999

„Wir machen Nägel mit Köpfen!“

Angesichts der erwartbaren Baukosten von mehr als 3 Mio. DM hatte das Ingenieurbüro Riedrich dem Wasserzweckverband im März 1984 empfohlen, sich über die Möglichkeit einer staatlichen Förderung beraten zu lassen.

Für den im Mai 1984 neu gewählten 1. Vorsitzenden Alfred Ostermeier ergab das Studium der staatlichen Zuschussrichtlinien ein eindeutiges Ergebnis: Eine staatliche Förderung war nur zu erhalten, wenn man statt mehrerer kleiner Baumaßnahmen ein einziges großes Gesamtprojekt in Angriff nehme, da der Staat erst ab einer zumutbaren Eigenleistung von etwa 4 Mio. DM Zuschüsse gewähre. Der Vorsitzende schlug daher dem Verbandsausschuss vor, Nägel mit Köpfen zu machen. Das hieß, sämtliche Anlagenteile der 50er einer genaueren Prüfung zu unterziehen und nicht nur einzelne Schwachstellen zu beheben.

Im Oktober 1984 beschloss der Verbandsausschuss, statt der bisherigen Einzelmaßnahmen ein Gesamtprojekt in Angriff zu nehmen. Die genauere Kostenberechnung des Ingenieurbüros Riedrich prognostizierte im Jahre 1987 Gesamtkosten von 13,4 Mio. DM; die endgültigen Kosten beliefen sich aufgrund weiterer Ergänzungsmaßnahmen schließlich auf 15,5 Mio. DM.

Solide Finanzierung

Das Gesamtprojekt mit Kosten von 15,5 Mio. DM wurde über Beiträge der Grundstückseigentümer, über staatliche Zuschüsse und über Eigenmittel des Zweckverbandes finanziert. Da der Staat bis Anfang der 90er Jahre sehr hohe Zuschüsse zügig ausbezahlte und der Verband bereits ab 1985 Beitragszahlungen in mehreren Raten erhob, konnten Zwischenfinanzierungskosten vermieden werden. Trotz erheblicher Baukosten war die finanzielle Lage des Wasserzweckverbandes deshalb stets geordnet. Das Ziel, künftigen Generationen einen hohen Schuldendienst zu ersparen, wurde erreicht. Der Zweckverband ist nach Abschluss der Sanierung schuldenfrei.

 

Nach Abschluss der Sanierung lässt sich die Gesamtanlage des Zweckverbandes wie folgt beschreiben:

 

Versorgungsgebiet in 3 Zonen

Das Versorgungsgebiet blieb durch die Gesamtsanierung in seiner Größe nahezu unverändert (Böhmfeld, Hitzhofen, Hofstetten und Lippertshofen). Als Neuanschluss kam lediglich der Weiler Baumfeld mit 2 Anwesen hinzu, ca. 1,5 km nördlich von Hitzhofen gelegen.

Der Aufbau und Betrieb der Anlage ist klar und übersichtlich. Aus den Tiefbrunnen II und III wird wechselweise das Wasser direkt in die Hochbehälter am Reisberg mit einem Gesamtfassungsvermögen von 1.750 m³ gepumpt. Von dort fließt das Wasser über Zubringerleitungen zu den 4 Ortschaften Böhmfeld, Hofstetten, Hitzhofen und Lippertshofen. Das hochgelegene Böhmfeld wird über die 1976 gebaute Druckerhöhungsanlage versorgt, die an die Fernsteuerung angeschlossen und mit einem Notstromaggregat ausgestattet ist. Für das tiefergelegene Lippertshofen erfolgt eine Druckminderung, während Hofstetten und Hitzhofen im freien Gefälle versorgt werden.

 

Das Versorgungsgebiet gliedert sich somit in 3 Versorgungszonen:

  1. Zone: Druckerhöhung Böhmfeld
  2. Zone: Druckminderung Lippertshofen
  3. Zone: Freier Zulauf Hitzhofen und Hofstetten
     


Notverbund

Eine Verbundleitung besteht zur benachbarten Wasserversorgung der Gemeinde Eitensheim. Der Wasserspiegel im Erdbehälter Böhmfeld liegt um 60 Meter höher als der von Eitensheim, wodurch ein freier Zulauf von Böhmfeld nach Eitensheim möglich ist. In umgekehrter Richtung fördert das Überhebepumpwerk am Ortsausgang von Hitzhofen Richtung Eitensheim das Wasser zum Erdbehälter nach Böhmfeld. Um eine Verkeimung des in der Leitung stehenden Wassers zu verhindern, werden der Böhmfelder und der Eitensheimer Wasserbehälter wechselweise zweimal pro Woche mit 30 m³ Wasser beschickt.

Wasserförderung

Der Brunnen I, 1951 erstellt, 91 Meter tief und unmittelbar neben der Kreisstraße Böhmfeld - Hofstetten gelegen, wurde aus hygienischen Gründen aufgelassen und dient nur noch als Notbrunnen.

Der Brunnen II wurde 1978 in Betrieb genommen und im Zuge der Sanierung auf den neuesten technischen Stand gebracht. Er ist 126 m tief und fördert maximal 25 Liter pro Sekunde.

Der Brunnen III wurde 1988 als Ersatz für den aufgelassenen Brunnen I gebohrt und hat eine Tiefe von 105 Meter. Er leistet maximal 41 Liter pro Sekunde.

Durch den Einbau von Saugstromsteueranlagen und Elektroschiebern in den Brunnen II und III wurde die Sandführung erheblich vermindert.

Von den Brunnen II und III wird das Wasser über die vollständig erneuerte Förderleitung zu den Erdbehältern am Reisberg gepumpt.