Zweckverband zur Wasserversorgung der Böhmfelder Gruppe
Ihr Wasserversorger für Böhmfeld, Hitzhofen, Hofstetten und Lippertshofen

Jahre der Bewährung 1955-1983

Der Alltag kehrt ein

Nach der Gründungsphase 1950 – 1954 hatte der junge Verband der 5 Reisberggemeinden Zeit, sich im Alltag zu bewähren und die Betriebsabläufe zu ordnen:

Gebühren und Beiträge festsetzen und einheben, Haushaltspläne aufstellen und vollziehen, Wasser-zähler ablesen, Löhne und Gehälter anpassen, kleine Arbeitsgeräte anschaffen, die Vertretung des Wasserwartes regeln u.a.m.

 Vom Bauerndorf zum Wohndorf

Nachdem in den 50er Jahren vor allem die Flüchtlinge und Vertriebenen gebaut hatten, kam es ab Mitte der 60er Jahre zur systematischen Erschließung neuer Baugebiete im Verbandsgebiet durch die Gemeinden. Die folgende Übersicht verdeutlicht das Bevölkerungswachstum der damaligen Zeit.

 

Einwohner


1950

1960

1970

1983

Böhmfeld

661

687

823

1.018

Hitzhofen

499

501

561

1.109

Hofstetten

603

523

551

709

Lippertshofen

296

237

394

937

Oberzell

222

246

328

gehört zu Hitzhofen

Insgesamt

2.281

2.194

2.657

3.772

 

 Anpassung

Die steigenden Bevölkerungszahlen, damit verbunden die flächenhafte Ausweitung der Ortsnetze und der rapid zunehmende Wasserverbrauch führten in den 70er Jahren zwangsläufig zu der Notwendigkeit, die Wassergewinnung und Förderung den gestiegenen Bedürfnissen anzupassen. 1976 erfolgte deshalb der Neubau eines Druckerhöhungspumpwerks für Böhmfeld mit Verlegung einer neuen Zuleitung vom Erdbehälter aus und 1978 die Abteufung eines zweiten Brunnens mit einer Tiefe von 126 Metern zur Förderung von maximal 25 Liter pro Sekunde direkt in den Erdbehälter am Reisberg.

Erste Anzeichen

 „Bei der Abrechnung des Wasserverbrauches im 1. Halbjahr 1971 wurde ein erheblicher Wasserverlust festgestellt. Über die Wasserzähler wurden 45.888 m³ gemessen, gepumpt wurden 85.450 m³, demnach Verlust 39.562 m³.“

Das Sitzungsprotokoll vom 10. Juli 1971 lässt aufhorchen: Wie ist der enorm hohe Wasserverlust nach nicht einmal 20 Jahren zu erklären?

Die Rohre waren anfangs der 50er Jahre direkt auf dem oft steinigen Untergrund des Rohrgrabens verlegt und mit dem Aushubmaterial wieder bedeckt worden. Die heute übliche schützende Ummantelung der Rohre mit Sand fehlte. Die Gussleitungen waren deshalb den zunehmenden Belastungen durch den anwachsenden Verkehr auf den Straßen schutzlos ausgesetzt, was immer öfter zu Rohrbrüchen führte. Die Folge davon war ein sehr hoher Wasserverlust, auch verursacht durch Undichtigkeiten bei den Armaturen, Muffen- und Flanschverbindungen. Die Leitungen waren auch aufgrund der teils aggressiven Bodenverhältnisse starker Korrosion ausgesetzt. Einige Jahre konnte man das Problem der großen Wasserverluste noch vor sich herschieben. Als die Verluste aber anfangs der 80er Jahre weiter anstiegen, musste man handeln.

Zu belegen sind die hohen Wasserverluste durch einen Vergleich der geförderten und der verkauften Wassermengen:

 

Jahr


geförderte Wassermenge

verkaufte Wassermenge

Wasserverlust

%

1980

294.555 m³

153.510 m³

141.045 m³

48

1981

318.960 m³

162.957 m³

156.003 m³

49

1982

312.064 m³

175.416 m³

136.648 m³

44

Das Wasserwirtschaftsamt drängt

Im Jahre 1982 bat der Verband das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt um Überprüfung der Gesamtanlage.

Das fachliche Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt vom März 1983 war eindeutig: „Der Hochbehälter ist mit einem Inhalt von 750 m³ zu klein. Ohne Erweiterung ist nur eine unwirtschaftliche Betriebsweise möglich. Es sollte daher eine Sanierungsplanung des Hochbehälters in Auftrag gegeben werden.“

Weiter stellten die Fachleute fest, dass die Leitung vom Hochbehälter nach Lippertshofen nicht leistungsfähig genug ist: „Der erforderliche Brandschutz ist nicht gewährleistet.“ Abschließend fordert das Wasserwirtschaftsamt „eine Sanierungsplanung über ein Ingenieurbüro auszuarbeiten.“

Nun ging alles schnell voran. Der Verbandsrat beschloss bereits im Juni 1983, folgende Maßnahmen durchzuführen:

1984 Bestandserfassung

1984 Neubau Erdbehälter

1985  Zubringerleitung Erdbehälter – Lippertshofen

1986/87 Sanierung von Rohrnetzen

Das mit der Planung und Bauleitung beauftragte Ingenieurbüro Riedrich (Feucht) schätzte die Kosten dieser geplanten Maßnahmen auf 3,3 Millionen DM.

Am 16. Juli 1984 erhielt die Fa. Anton Schiebel aus Gaimersheim den Auftrag zum Neubau des Erdbehälters. Die Sanierung der Wasserversorgungsanlage hatte begonnen.

 Phase der Erneuerung 1984 – 1999

„Wir machen Nägel mit Köpfen!“


Angesichts der erwartbaren Baukosten von mehr als 3 Mio. DM hatte das Ingenieurbüro Riedrich dem Wasserzweckverband im März 1984 empfohlen, sich über die Möglichkeit einer staatlichen Förderung beraten zu lassen.

Für den im Mai 1984 neu gewählten 1. Vorsitzenden Alfred Ostermeier ergab das Studium der staatlichen Zuschussrichtlinien ein eindeutiges Ergebnis: Eine staatliche Förderung war nur zu erhalten, wenn man statt mehrerer kleiner Baumaßnahmen ein einziges großes Gesamtprojekt in Angriff nehme, da der Staat erst ab einer zumutbaren Eigenleistung von etwa 4 Mio. DM Zuschüsse gewähre. Der Vorsitzende schlug daher dem Verbandsausschuss vor, Nägel mit Köpfen zu machen. Das hieß, sämtliche Anlagenteile der 50er einer genaueren Prüfung zu unterziehen und nicht nur einzelne Schwachstellen zu beheben.

Im Oktober 1984 beschloss der Verbandsausschuss, statt der bisherigen Einzelmaßnahmen ein Gesamtprojekt in Angriff zu nehmen. Die genauere Kostenberechnung des Ingenieurbüros Riedrich prognostizierte im Jahre 1987 Gesamtkosten von 13,4 Mio. DM; die endgültigen Kosten beliefen sich aufgrund weiterer Ergänzungsmaßnahmen schließlich auf 15,5 Mio. DM.

Solide Finanzierung

Das Gesamtprojekt mit Kosten von 15,5 Mio. DM wurde über Beiträge der Grundstückseigentümer, über staatliche Zuschüsse und über Eigenmittel des Zweckverbandes finanziert. Da der Staat bis Anfang der 90er Jahre sehr hohe Zuschüsse zügig ausbezahlte und der Verband bereits ab 1985 Beitragszahlungen in mehreren Raten erhob, konnten Zwischenfinanzierungskosten vermieden werden. Trotz erheblicher Baukosten war die finanzielle Lage des Wasserzweckverbandes deshalb stets geordnet. Das Ziel, künftigen Generationen einen hohen Schuldendienst zu ersparen, wurde erreicht. Der Zweckverband ist nach Abschluss der Sanierung schuldenfrei.