Zweckverband zur Wasserversorgung der Böhmfelder Gruppe
Ihr Wasserversorger für Böhmfeld, Hitzhofen, Hofstetten und Lippertshofen

Das Wasserhaus

Betteln um Hausanschluss

Sehnsüchtig hätten die Leute auf die Hausanschlüsse gewartet, geradezu gebettelt hätten sie darum, weiß Rohrverleger Meyer noch ganz genau. Deshalb habe man sich auch sehr beeilt und 3 bis 4 Hausanschlüsse pro Tag fertiggestellt. Die Bauern erhielten 5/4-Zoll-Rohre, die übrigen Bürger ¾-Zoll-Rohre. Wasseruhren gab es anfangs nicht. Man verwendete das Trinkwasser aus den neuen Leitungen ohnehin äußerst sparsam; ein Badezimmer oder eine Dusche gab es damals noch in keinem Haushalt. Als dann schließlich doch Wasseruhren da waren, ging es rund: Von früh 5 Uhr bis abends 21 Uhr wurden sie eingebaut.

Chlor im Rohr

Zum Schmunzeln regt uns heute der folgende kurze Zeitungsbericht von Schulleiter Kölbl aus dem Jahre 1953 an:

 „Lippertshofen (kö). Am Donnerstag wurde das Rohrnetz der Ringwasserleitung der Gruppe Böhmfeld verchlort. Diese Verchlorung war zugleich eine Desinfizierung, so daß Keime, die noch vom Bau herrühren konnten, vernichtet wurden. Durch die Verchlorung bekam das Wasser vorübergehend einen eigenartigen Geschmack, es war aber deswegen nicht ungenießbar. Nur das Vieh wollte das Wasser nicht recht annehmen.“

Kirchliche Weihe

 

Am 19. Juli 1953 wurde die gesamte Anlage nach 93 Wochen Bauzeit in Betrieb genommen.

Am Samstag, den 25. Juli weihte der Böhmfelder Pfarrer Franz Federl die Anlage. Anschließend sprachen Landrat Pappenberger, Behördenvertreter und Bürgermeister Bauer von Böhmfeld Grußworte. Lieder des Kirchenchores und Gedichte der Kinder umrahmten die Feier.

Hohe Zuschüsse

Die Baukosten waren durch drei Lohnerhöhungen und durch die Verteuerung von Materialien von beantragten 790.000,00 DM über geschätzte 1.178.000,00 DM auf exakt 1.336.336,71 DM angestiegen. Die Finanzierung bereitete den Gemeinden keine allzu großen Sorgen, da der Staat angesichts der Dringlichkeit des Projektes sehr hohe Zuschüsse leistete und die werteschaffende Arbeitslosenfürsorge mit Zuschüssen und Darlehen hilfreich einsprang.

Die Anlage 1953

Die Wasserversorgungsanlage 1953 umfasste den 90 Meter tiefen Brunnen gleich neben der Gemeindeverbindungsstraße Böhmfeld/Hofstetten. Aus dem Brunnen förderte eine Unterwasserpumpe das Wasser in den Saugbehälter zum Pumpenhaus. Von dort drückte eine Horizontalpumpe das Wasser zum Hochbehälter auf den Reisberg (750 Kubikmeter Fassungsvermögen) und direkt nach Böhmfeld. Eine zusätzliche Druckverstärkungspumpe brauchte im allgemeinen nur einzugreifen, wenn es in Böhmfeld brannte und der Wasserdruck vom nur wenige Meter höher liegenden Hochbehälter für die Feuerwehr nicht ausreichte.

Die Länge der Wasserleitungen betrug 14 Kilometer; die 398 Hausanschlüsse ergaben aneinandergereiht etwa 8 Kilometer Länge. Es standen 80 Oberflurhydranten zur Verfügung.

Die Anlage versorgte in den 5 Gemeinden insgesamt 1.789 Einwohner, dazu 1.956 Stück Großvieheinheiten (z.B. eine Kuh) und 1.540 Kleinvieh (z.B. Huhn) sowie 11 Gastwirtschaften, 3 Metzgereien, 4 Bäckereien und 5 Milchsammelstellen. Der Jahresverbrauch der insgesamt 397 Grundstücke wurde auf 80.000 Kubikmeter geschätzt.

Bald erfuhren die Menschen um den Reisberg auch die Kehrseite der Zivilisation. Die Wasserversorgungsanlage lieferte zwar Wasser im Überfluss ins Haus, aber dafür musste nun auch bezahlt werden: anfangs 41 Pfennige pro Kubikmeter.