Gründungszeit 1950 – 1954
„Das Wasser kommt!“
Mit freudiger Spannung erwarteten die Menschen rund um den Reisberg im Herbst 1952 das Wasser aus der Leitung. Am Samstag, den 4. Oktober 1952, war es dann so weit: Das erste Wasser floss vom Brunnen zwischen Böhmfeld und Hofstetten hinauf nach Böhmfeld, einige Tage später dann nach Hofstetten, Hitzhofen, Oberzell und Lippertshofen. Die Eichstätter Volkszeitung vom 6. Oktober 1952 schrieb zu Recht von einem „Freudentag“. Der Lippertshofener Schulleiter Johann Kölbl berichtet in seinem Jahresrückblick davon, dass noch Ende 1952 in allen Anwesen „von dem großen Segen des fließenden Wassers“ Gebrauch gemacht werden konnte.
Der Pfarrer von Hofstetten Josef Pfaller beurteilt in seinen Aufzeichnungen die zentrale Wasserversorgung so: „Was wird das für eine Wohltat für die Gemeinde bedeuten! Spätere Generationen werden diese Tat gar nicht mehr zu würdigen wissen, da sie nicht wissen, wie schwierig für einen Teil des Dorfes die Wasserbeschaffung war in regenarmen Jahren. Doch wir haben es in den Dürrejahren 1948 und 1950 zur Genüge gesehen.“
Heute drehen wir den Wasserhahn auf und empfinden es als pure Selbstverständlichkeit, dass Trinkwasser aus der Leitung fließt. Damals konnten viele es gar nicht fassen, dass ein vorher so knappes Gut plötzlich im Überfluss zur Verfügung stand. Um diesen zivilisatorischen Fortschritt beurteilen zu können, blicken wir auf die Lebensverhältnisse in den Dörfern vor dem Bau der zentralen Wasserversorgung zurück.
Wasserarmut in den Bauerndörfern
Die Dörfer rings um den Reisberg waren kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch reine Bauerndörfer, wie sie Pfarrer Franz Federl am Beispiel von Böhmfeld beschreibt:
„Böhmfeld war um 1940 noch ein reines Bauerndorf. In 90 Wohnhäusern lebten rund 600 Einwohner, überwiegend Bauern. Da waren 4 größere Bauern mit je 30 bis 40 ha Feld und 4 Pferden, 20 Bauern mit ca. 20 ha Feld und 2 Pferden, 20 Landwirte mit 2 Ochsen und 10 ha, 35 Kleinlandwirte mit ungefähr 5 ha und 2 Kühen als Gespann. Die kleinen Landwirte waren immer auf der Suche nach Nebenverdiensten durch Gelegenheitsarbeiten, die aber schwer zu finden waren.
Neben den eigentlichen Landwirten hatte das Dorf auch die dazugehörigen ländlichen Dienstleistungsbereiche: 2 Wagner, 2 Schmiede, 1 Sattler, 1 Schreiner, 1 Schlosser, 3 Schuster, 1 Schneidermeister, 2 Näherinnen, 2 Krämer, 3 Maurer, 2 Zimmerer, 3 Wirtshäuser, 1 Metzger (für die Hausschlachtungen bei den Bauern), 1 Bader („Approbierter Bader“, der auch Zähne zog, Wunden behandelte und Leichen beschaute) und 1 Wegmacher („Distrikt-Straßenmeister“, der das höchste und sicherste Einkommen hatte, 350 Reichsmark im Monat vom Bezirksamt, dem heutigen Landratsamt). Die meisten Handwerker bewirtschafteten zugleich einige Tagwerk Felder.“
Der Großteil der Bevölkerung führte ein einfaches bäuerliches Leben mit harter Arbeit, geringem Konsum und wenig Freizeit. Die schlichten Jurahäuser waren aus den Bruchsteinen der Umgebung errichtet. Das Wasser wurde aus privaten Einzelbrunnen entnommen. Es gab weder eine Kanalisation noch eine Müllabfuhr. Ein Teil des Abwassers versickerte ständig über undichte Mist- und Jauchegruben in den Untergrund.
Das Bild zeigt einen Leitungsgraben in Lippertshofen (Foto aus der Festschrift)