Der „Wasserheiner“ erzählt
Heinrich Schneider (zweiter von links) aus Ludwigshafen am Rhein, gelernter Maschinenschlosser und Kriegsheimkehrer, kam im Sommer 1950 mit der Ludwigshafener Brunnenbohrfirma Brechtel nach Böhmfeld. Hier erlebte er als Brunnenbohrer seine erste Felsbohrung. Er kann sich an viele Einzelheiten noch genau erinnern. Gebohrt haben 4 Leute: Franz-Xaver Gloßner, Paul Maschka, Hugo Schneider und Ernst Seemann. Bohrmeister war Hans Dornik. Die Arbeitslöhne betrugen für den Bohrhelfer 78 Pfennige je Stunde und für die gelernten Brunnenbohrer 1,05 DM. Dazu kam für die Auswärtigen und den Bohrmeister ein Wegegeld von 3,00 DM pro Tag. Die Bohrung für den Brunnen dauerte fast 1 Jahr.
Baugeräte und Maschinen der Bohrfirma Brechtel holte Metzgermeister Michael Pauleser mit dem Traktor am Bahnhof in Gaimersheim ab. Äußerst schwierig und zeitraubend sei die Bohrung im Dolomitgestein mit fast senkrecht verworfenen Erdschichten gewesen, erinnert sich der „Wasserheiner“, wie Schneider genannt wurde. Von Montag bis Samstag habe man jeweils von 7 Uhr bis 19 Uhr gearbeitet. Auch im Winter habe es keine Pause gegeben. Wenn alles glatt lief, kam man pro Tag einen Meter tiefer.
An der Böschung gleich neben dem Bohrloch, wurde das Aushubmaterial abgelagert. War der Meißel beim Bohren stumpf geworden, wurde er in der Feldschmiede neben dem Bohrloch geschmiedet und gehärtet. Das Wasser zum Bohren und zum Nachhärten des reparierten Meißels holte man vom Böhmfelder Dorfbrunnen („Schwemm“).
Weil der Bohrmeißel an den Gesteinsschichten immer wieder abdriftete, musste bis in eine Tiefe von 40 Metern per Hand mit dem Pressluftbohrer nachgebessert werden. Dazu setzten sich die Bohrleute auf einen Holzklotz, der an Seilen befestigt war. Vorsichtig wurden sie mit diesem ungesicherten „Aufzug“ ins Bohrloch hinuntergelassen. Zwar habe, so berichtet Schneider, die Atemluft auch in 40 Metern Tiefe gerade noch ausgereicht, aber ohne Mundschutz wäre man an dem feinen Staub erstickt.
Bis in 20 Metern Tiefe wurde verrohrt; dann kam reiner Fels, der das Verrohren überflüssig machte. Seiner Erinnerung nach floss bei 71 Metern noch nicht genügend Wasser. Erst in 91 Metern Tiefe sei es dann soweit gewesen: Pro Sekunde kamen 10 Liter Trinkwasser. 8 bis 10 Tage habe der Probelauf gedauert. Das Wasser sei vom Landratsamt Eichstätt untersucht und für in Ordnung befunden worden.
Als der Brunnen fertig gebohrt war, wurde im Saal der Gaststätte Ostermeier in Böhmfeld ein Wasserball gefeiert. Heinrich Schneider und Bürgermeister Johann Bauer organisierten die Veranstaltung für das ganze Dorf. Der Eintritt betrug pro Person 1,00 DM.
Nach seinem Ausscheiden bei der Firma Brechtel wechselte Heinrich Schneider zur Firma Audi nach Ingolstadt, wohnte bis 1988 mit seiner Familie in Böhmfeld und lebt seitdem als Pensionär in Ingolstadt.