Vergebliche Versuche
Die hygienischen Missstände der Wasserversorgung aus den privaten Hausbrunnen waren nicht erst 1950 offensichtlich geworden.
Bereits 1925 hatte der Amtsarzt die Wasserverhältnisse in Hofstetten beanstandet und den Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage angeregt. Diese Anlage sollte ursprünglich Hofstetten allein versorgen; bald jedoch tauchte der Gedanke auf, Böhmfeld und Hofstetten zusammen zu versorgen. Im Jahre 1928 fertigte das Landesamt für Wasserversorgung den Entwurf einer gemeinsamen Wasserversorgungsanlage für Böhmfeld und Hofstetten. Die beiden Gemeinden lehnten jedoch die Ausführung ab mit der Begründung, dass sie die finanziellen Lasten nicht tragen können.
Damals wurde auch der Anschluss der Gemeinde Hofstetten an die Denkendorfer Wasserversorgungsgruppe erörtert. Die Verhandlungen darüber scheiterten allerdings völlig, als die Bauern von Hofstetten 1929 durch Hagel schwer geschädigt wurden und eine weitere Belastung durch den Wasserleitungsbau nicht eingehen wollten.
Im Jahre 1934 rührte sich das Landesamt für Wasserversorgung wiederum. Diesmal regte es eine Gruppenwasserversorgung für Hofstetten, Böhmfeld und Lippertshofen an. Die Kosten einer solchen Anlage waren damals mit 185.600 Reichsmark veranschlagt. Aus dem Feuerlöschfond und von der Arbeitsverwaltung wären Zuschüsse zu erhalten gewesen. Die Brandversicherungskammer wollte ein Darlehen geben. Die Eigenleistung der drei Gemeinden zusammen war mit 73.000 Reichsmark im Finanzierungsplan eingesetzt. Nach vielem Hin und Her tauchte dann der Gedanke auf, auch Hitzhofen und Oberzell in die Gruppenwasserversorgung einzubeziehen, wodurch Mehrkosten von 32.000 Reichsmark errechnet wurden. Das Gesamtprojekt, so wie es in den Jahren 1951 bis 1953 dann wirklich erstellt worden ist, wäre also in den Jahren 1934/35 auf rund 220.000 Reichsmark gekommen.
Die Gemeinden zögerten jedoch damals. Mit Ausnahme des Bürgermeisters von Hofstetten waren alle Bürgermeister dagegen. 1939 wandte sich das Landesamt für Wasserversorgung erneut an das Bezirksamt (das heutige Landratsamt) und drängte auf Abhilfe der völlig unzulänglichen Wasserverhältnisse in unserem Gebiet. Die Gemeinden lehnten erneut aus finanziellen Gründen ab. Im Jahre 1941 wurde das Projekt dann wegen des Krieges zurückgestellt.
1948 wandte sich das Landesamt für Wasserversorgung abermals an das Landratsamt und ersuchte um Wiederaufnahme der Verhandlungen. Diese schleppten sich dahin, bis der Plan eines Böhmfelder Landwirtes unabsichtlich den entscheidenden Anstoß gab.
„Alle sollen Wasser haben!“
Der Böhmfelder Landwirt Anton Bauer (Mojerbauer), Hauptstraße 4, wollte eine Wasserleitung vom Quellschacht bei Bayer in der Ortsmitte zu seinem etwa 100 Meter entfernten Hof legen, um seine Tiere sicher mit Wasser versorgen zu können. An dem Projekt wollte sich auch die damalige Försterei (Schambacher Straße 8) beteiligen.
Am 10. Mai 1949 reichte Anton Bauer seinen Plan beim Landratsamt Eichstätt ein. Das Wasserwirtschaftsamt erklärte als Fachbehörde dazu jedoch unmissverständlich: „Versucht nicht derart unzureichende Lösungen! Baut eine richtige Gruppenwasserversorgung, von der alle etwas haben!“
Deshalb forderte das Landratsamt Eichstätt die Gemeinden zu einer Stellungnahme über eine Gruppenwasserversorgung auf. Angesichts der offensichtlichen Missstände der Wasserversorgung aus den privaten Hausbrunnen war niemand grundsätzlich dagegen, aber die Gemeinde Böhmfeld brachte vor, dass ihr das Geld fehle, um solch ein Projekt in Angriff nehmen zu können. Der Landrat vermittelte, das Gesundheitsamt schaltete sich ein, die Heimatvertriebenen von Böhmfeld wollten die Durchführung des Baus. Fast schien das Hin und Her erneut im Sande zu verlaufen. Kurzfristig tauchte auch der Plan auf, eine Quelle im Schambachtal zu fassen und von dort das Wasser heranzuführen. Der Plan wurde aber nicht weiter verfolgt, als sich herausstellte, dass dadurch die Mühlen zu wenig Wasser für ihre Triebwerke erhalten würden.
Die Gemeinden stimmen zu
Am 25. Januar 1950 fand in Böhmfeld eine Gemeindeversammlung statt, auf der sich alle Anwesenden für den Bau der Gruppenwasserversorgung und die Bildung eines Zweckverbandes aussprachen. Am 28. Januar wurde in Gemeindeversammlungen in Hofstetten und Lippertshofen das Projekt ebenfalls einstimmig angenommen. In Hitzhofen dagegen waren am 31. Januar 9 dafür und 25 dagegen. Die Neinsager begründeten ihre Ablehnung mit dem fehlenden Gemeindebesitz. In Oberzell waren am 2. Februar 22 dafür und 11 aus finanziellen Erwägungen dagegen. Bei einer erneuten Gemeindeversammlung am 16. Februar in Hitzhofen stimmten dann alle bis auf einen für die Ausführung der Gruppenwasserversorgung und für den Zweckverband.
Solange der Zweckverband noch nicht wirksam war, wurde die Gemeinde Böhmfeld zur Vertretung ermächtigt. Für das Landesamt für Wasserversorgung übernahm Dipl. Ing. Theilig die Bauoberleitung.
Wasser aus 91 Metern Tiefe
Zunächst musste man einen geeigneten Standort für einen ausreichend ergiebigen Brunnen finden. Auf Anraten des Landesamtes für Wasserversorgung entschied man sich für die Talmulde zwischen Böhmfeld und Hofstetten direkt neben der damaligen Gemeindeverbindungsstraße.
Mit der Bohrung für den Tiefbrunnen wurde am 24. August 1950 durch eine Firma aus Ludwigshafen begonnen. Das Landesamt hoffte, in 60 Metern Tiefe auf Wasser zu stoßen, die Kosten der Bohrung wurden mit 16.000,00 DM veranschlagt. Bei 60 Metern förderte ein Pumpversuch jedoch nur 2 ½ Liter Wasser je Sekunde an die Oberfläche. Das war zu dürftig. Der Meißel wurde tiefer getrieben. Am 3. August 1951 förderte ein erneuter Pumpversuch in 91 Metern Tiefe Wasser in genügender Menge, nämlich 15 Liter je Sekunde. Das war ein sehr günstiges Ergebnis, und auch bei Dauerbetrieb sank der Oberflächenspiegel des Brunnens kaum ab. Durch die größere Tiefe hatten sich die Kosten für die Bohrung mehr als verdoppelt, aber die gewünschte Ergiebigkeit des Brunnens war zweifelsfrei nachgewiesen.